Rasseportrait
Der kleinste Retriever mit dem längsten Namen:
Nova Scotia Duck Tolling Retriever
Er ist ein mittelgroßer, kraftvoller, kompakter, harmonischer und gut bemuskelter Hund. Er ist sehr flink, wachsam und gelehrig.
Seine Heimat ist Kanada, er stammt aus Nova Scotia, womit sich schon der erste Teil seines Namens erklärt.
Der Toller wurde gezüchtet, um Wasserwild anzulocken und es zu apportieren. Er rennt, springt und spielt entlang des Uferrandes und kann dabei von einer Entenschar uneingeschränkt beobachtet werden. Manchmal verschwindet er aus der Sicht, um schnell wieder zu erscheinen. Hierbei wird er von dem Jäger aus dessen Versteck unterstützt, der dem Hund kleine Stöcke oder Bälle zuwirft. Diese spielerische Aktion erweckt die Neugier der Enten, die in einiger Entfernung von der Küste schwimmen; sie werden somit in die Reichweite der Flintengeschosse gelockt. Der Toller wird dann zum Apportieren der toten oder angeschossenen Vögel geschickt. Daraus erklärt sich dann der zweite Teil seines Names, der Duck Tolling Retriever.
Der Toller wurde erst 1945 als Rasse anerkannt und war 1956 fast ausgestorben. 1981 übernahm ihn die Federation Cynologique Internationale (FCI). Er ist ein intelligenter, „kerniger“, sehr flinker Hund. Er ist fröhlich im Umgang, sehr gelehrig und folgsam. Er steht hoch im Temperament, kann missgestimmt und stur, gefühlvoll und zäh, muffelig, reserviert und anhänglich sein. Er zeigt sehr viel Arbeitsfreude.
Diese gegensätzlichen Eigenschaften könnte man unter dem Oberbegriff „schottischer Familiensinn“ zusammenfassen. Er benimmt sich wie ein typischer Schotte. Er hat viel Familiensinn, der Fremden gegenüber kühl verborgen wird. Wer von einem Toller einmal akzeptiert wurde, der gehört dann zu seinem Clan.
Als starker und befähigter Schwimmer ist er ein talentierter und verlässlicher Apporteur zu Wasser und zu Land. Jederzeit bereit schwungvoll zu agieren, sobald auch nur das geringste Anzeichen zur Notwendigkeit des Apportierens gegeben ist. Sein ausgeprägter Apportiersinn und sein Spieltrieb sind die unentbehrlichen Grundlagen für seine Lockfähigkeit.
Man kann gut mit ihm zusammenarbeiten. Er ist fröhlich und temperamentvoll und will es recht machen. Er ist dabei feinfühlig, anhänglich oder weit schweifend, mal gehorsam, mal übermütig, was von der jeweiligen Situation abhängt. Für seine speziellen Freunde in seinem Clan ist er ein guter Gedankenleser und spiegelt die wechselnden Stimmungen seines Herrn mit verblüffender Anpassungsfähigkeit.
Fremden gegenüber ist der Toller eher reserviert und auf Abstand bedacht: stur und uninteressiert.
Obwohl er nicht zum Beißen neigt, ist er bei seinem angeborenen Misstrauen ein guter, leicht bellender Wachhund; wenn nötig, wird er mit „schottischer“ Sturheit sein Terrain wirkungsvoll verteidigen.
Der Toller kann in einer Atmosphäre gegenseitigen Respektes, Aufmerksamkeit und Zuneigung auf Kommandos arbeiten und ist damit ein echter Retriever. Mache viel mit ihm und er wird viel für Dich tun. Mache nichts mit ihm und er wird nichts machen.
Der Toller braucht Familienanschluss und ist nicht für den Zwinger geeignet, hier würde er verkümmern. Er braucht eine unternehmungslustige Familie, viel Bewegung und Beschäftigung. Er ist außer seinen jagdlichen Fähigkeiten vielseitig einsetzbar. Man kann Obedience, Dogdance, Agility oder auch Flyball mit ihm betreiben. Anderen Tieren gegenüber ist er freundlich und aufgeschlossen.
Ausbildung
Der Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever
ist ein intelligenter, temperamentvoller, aktiver und wachsamer
Retriever, ohne nervös zu sein, der unbedingt engen Kontakt zu seinem
„Menschenrudel“ braucht. Er ist freundlich und sicher im Umgang mit
Menschen, auch mit Kindern und anderen Hunden, mit einem Gefühl für den
Zeitpunkt, wann sein Temperament gefragt ist. Er apportiert für sein
Leben gern. Seine große Liebe ist das Wasser. Hat seine Familie den
richtigen „Draht“ zu ihm gefunden, entwickelt er einen enormen will to
please, d. h. er ist sehr daran interessiert, seinen Menschen so gut wie
möglich zu gefallen. Sein sehr ausgeprägter Spieltrieb bleibt ihm bis
ins hohe Alter erhalten. Die Ausbildung des Nova Scotia Duck-Tolling
Retrievers erfordert sehr viel liebevolle Konsequenz ohne Härte, viel
Fantasie und die Fähigkeit, sich selbst im Umgang mit seinem Hund zu
beobachten. Er benötigt viel Abwechslung bei den Lektionen. Seine
Intelligenz und unermüdliche Neugierde lassen ihn schnell lernen, sofern
man sich von seinem Charme nicht um den Finger wickeln lässt.
Das Wichtigste bei der Ausbildung ist Übung und Festigung der Verständigung zwischen Herr und Hund. Aber auch „Herrchen“ kann leicht seine Sturheit zu spüren bekommen, wenn er zu sparsam mit Belohnungen und Liebkosungen ist, wenn er übereilt zu Werke geht und den Hund überfordert. Im Zweifel kann jederzeit aber seine schottische Art durchbrechen, und er scheint dann zu denken: „Hol dir deinen Dummy doch selber!“
Der Toller als Jagdhund
Der
Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever ist ein vielseitig einsetzbarer,
wasserfreudiger Jagdhelfer mit hohem Arbeitstempo. Zur üblichen
Retrieverarbeit nach dem Schuss verfügt er über die Fähigkeiten zum
Tolling (siehe Wortweiser). Er arbeitet zuverlässig bei der Nachsuche
auf Schalenwild. Sicht- und Standlaut können ihm antrainiert werden. In
Skandinavien wird er weitverbreitet auch zum Drücken verwendet. Seine
Hauptpassion ist jedoch die Wasserarbeit, d. h. das Apportieren von
Enten, Gänsen etc. Hierbei legt er eine große Ausdauer an den Tag. Seine
kleinere Körpergröße ist dabei kaum ein Hindernis. Ein Jagdhund, der
blitzschnell vom Spiel im Familienleben zur ernsten Jagdarbeit umstellen
kann. Ein Jagdhelfer, der den Jagdhund und den anpassungsfähigen
Familiengefährten in sich vereint.
Wortweiser: Tolling
Das spielerische, mit überschießenden Bewegungen verbundene Apportieren eines Balles oder Stöckchens, wodurch das Wasserwild in Schussentfernung gelockt wird. Der Ball bzw. das Stöckchen wird vom Führer aus dem Versteck immer wieder ohne Kommando unterschiedlich weit geworfen. Der Hund soll mit steil aufgestellter, wedelnder Rute im Bogen zurückkommen. Er darf dabei nicht ins Wasser springen und muss die sich nähernden Gänse oder Enten ignorieren. Auf einen Fingerzeig muss der Hund sich absolut standruhig verhalten.
Durch die Kombination der nachfolgenden Eigenschaften ist der Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever der Spezialist für diese Jagdmethode: Spielfreude, Bewegungsfreude, Ausdauer, Temperament, Unterordnungsbereitschaft, Wasserfreude, Gleichgültigkeit gegenüber Federwild vor dem Schuss, Rutenhaltung und reich befederte Fahne, rötliche Fellfarbe, Größe und Wendigkeit. Sind die Enten oder Gänse nahe genug, beginnt für den Toller die ganz normale Retrieverarbeit nach dem Schuss.
Alternative Ausbildung
Alle Hundesportarten, bei
denen er seine Wendigkeit und Spritzigkeit auslegen kann und die zudem
auch seine Intelligenz fordern, wie z. B. Agility oder Flyball, nimmt er
gern an. Auch als Rettungshund findet er durch seine Neugierde und das
bedingungslose Vertrauen, das er zu seiner Leitperson aufbauen kann,
mittlerweile Anerkennung. Seine Lieblingsbeschäftigung bleibt allerdings
das Apportieren. Die Dummyarbeit ist dafür ein ausgezeichnetes
Betätigungsfeld. Dem Besitzer sind bei der Aufgabenstellung kaum Grenzen
gesetzt. Der Toller erhält eine vielseitige Möglichkeit, seinen
Finderwillen, sein Temperament und seinen will to please auszuleben.
Wird ihm keine seinem Temperament entsprechende Beschäftigung angeboten,
ist er intelligent genug, sich selbst ein Betätigungsfeld zu suchen,
das sich nicht immer mit den Interessen seines Besitzers vereinbaren
lässt.